Wie ihr vielleicht schon wisst, darf ich hier in Schweden nun auch schon seit ca. 2.5 Monaten Floorball spielen. Wegen Corona war auch hier von Oktober bis Mitte Februar das Training verboten, bis die Hallen dann für die Jahrgänge 2002 und jünger wieder eröffnet wurden. Eigentlich wollte ich mit einem Damenteam in Lund trainieren, aber da die Erwachsenen auch hier noch nicht trainieren dürfen, hat das leider nicht hingehauen. Dafür hab ich aber einen super tollen anderen Verein hier in Bjärred gefunden, der mich, obwohl sie kein Damenteam haben, sehr herzlich aufgenommen hat. Nun darf ich zwei mal die Woche mit den Jungs der JAS/HJ18 trainieren, also den Junioren, die in der Allsvenskan Liga spielen, der höchsten Liga für diese Altersgruppe. Außerdem helfe ich ein mal die Woche beim Training der Mädchen geb. 2002 und jünger als Goalietrainerin aus. Das Training hier läuft sehr anders ab als unseres in Deutschland und daran habe ich mich glaube ich noch immer nicht ganz gewöhnt. Aber auch zwischen den Trainings der zwei Teams, in denen ich hier bin, sehe ich große Unterschiede, was die Struktur, aber auch die Intensität angeht.
Dienstags und Donnerstags Abends fahre ich in die Bjärehovshalle, welche direkt in unserem mini Centrum liegt. Als ich das erste Mal darin stand, war ich richtig überwältigt, weil die wirklich cool aussieht und eigentlich nur für Floorball genutzt wird.
Mit den Jungs beginnen wir das Training immer mit einem individuellen warm machen; ein bisschen Warmlaufen, Kniekontrolle und Technik sind immer dabei. Daraufhin werden die Goalies warmgeschossen. Im Gegensatz zu unserem Training in Deutschland dauert das ganze vielleicht so 2 Minuten und wir machen keine großartigen Übungen mit Lauf und Pass sondern meistens stehen die Spieler einfach in einem Halbkreis um das Tor herum und schießen oder kommen einzeln von der Mittellinie ein, zwei Schritte auf das Tor zu und schießen. Und danach? Danach wird direkt gespielt. Wie bei richtigen Spielen benutzen wir die digitale Uhr und spielen so mit Zeit und zählen die Tore. Oft spielen wir in den Teams Bjärred gegen Lomma, da nicht alle Feldspieler aus unserem, sondern auch aus den umliegenden Dörfern kommen. Meistens geht es darum, wer am Ende des Trainings die Bande abbauen muss.
Zwischendurch werden dann Spielerische Übungen eingebaut, wie meine Lieblingsübung, die sich Varberg nennt, und die ich hoffentlich mit ins Training nach Deutschland nehmen kann.
Generell besteht das Training viel aus kleinen Wettkämpfen und aus dem Spiel an sich, was ich erst gewöhnungsbedürftig fand aber nun echt gern mag, da man immer in Aktion ist.
Was hier auch anders ist, ist natürlich die Intensität. Ich trainiere mit Jungs im Alter von 16 bis 19 Jahren und es gibt keinen einzigen, der nicht von der Mittellinie aus einen Schuss in den Winkel machen könnte. Eine extrem gute Technik und starker Schuss sind hier normal. Da hab ich schon einige schöne blaue Flecken kassiert. Manchmal find ich es etwas schwierig, mitzuhalten, aber ich gebe nicht auf. Für mich ist es bloß schwierig, dass die Jungs nicht wirklich mit mir reden, aber auch generell untereinander wird nicht viel geschnackt oder so. Das ist etwas anstrengend, da ich normalerweise ein Mensch bin, der beim Training gern viel mit seinen Mitspieler*innen redet und spaßt (aber natürlich trotzdem immer konzentriert bei der Sache ist :D ), wenn aber niemand mit mir redet bin ich schnell unmotiviert oder frustriert. Insgesamt sind sie aber alle echt nett, nur nicht so gesprächig. Meine Trainer hingegen reden sehr viel mit mir und sind ebenfalls super. Ach ja, das ganze Training findet natürlich auf schwedisch statt! Jetzt fragt sich Mensch vielleicht: aber Lola, wie machst du das denn? Ganz einfach: ich kann tatsächlich Schwedisch verstehen und sprechen. Das zu lernen ging super super schnell, da ich ein wenig Vorkenntnisse hatte und seit Ende meines ersten Monats auch mit meiner Familie hier ausschließlich schwedisch spreche. Beim Training der Mädchen bilde ich ein Trainerteam mit Jonas, wir beide kümmern uns um das Physis- und Goalietraining. Deren Training beginnt mit Warmlaufen gefolgt von Physis und Kniekontrolle, sowie einem längeren Goalie Warmup. Dann werden meistens einige spielerische Übungen gemacht. Währenddessen arbeiten Jonas und ich immer einzeln mit den Goalies und gehen auf ihre individuellen Schwächen und Stärken ein, wofür wir jede Woche eine Goalieübung vorbereiten. Danach gehen wir meistens direkt ins Spiel über, was hier also etwas kürzer ausfällt als bei meinem Training mit den Jungs.
Ich bin super froh, nun teil des IBK Bjärred zu sein, da alle Trainer*innen und vor Allem der Vereinspräsident mich mit offenen Armen empfangen haben und es mir großen Spaß bereitet, wieder in der Halle zu stehen.