Till Geiler im Interview

Moin Till, wie groß ist die Sehnsucht nach Floorball bei dir im Moment?

Die Sehnsucht ist groß. Im Online-Training machen wir fast ausschließlich Fitness. Ab und zu gibt es auch Übungen für das Stickhandling und da merke ich, dass es einfach riesig Spaß macht, mit dem Schläger zu arbeiten. Dann spüre ich, dass ich wieder in Halle mit den Jungs sein will. Auf der anderen Seite hat man jetzt mehr Zeit, aber ich würde gerne diese Zeit wieder fürs Training opfern. Der Spielbetrieb fehlt mir auch, aber das hat derzeit keine Priorität. Wichtiger wäre das Training.

Hast du noch Hoffnungen, dieses Jahr zu spielen?

Ich schätze, dass es dieses Jahr keine Wettkämpfe mehr geben wird. Es gibt eine Corona Task-Force bei Floorball Deutschland und die überlegt, wie man den Spielbetrieb wieder aufnehmen könnte. Doch wir haben bereits einen großen Zeitverzug in der Saison und je länger es dauert, desto unwahrscheinlicher wird es. Ich stehe hinter allem, was entschieden wird, aber ich glaube nicht daran.

Hast du zwischenzeitlich ein neues Hobby gefunden?

Nein, das nicht, aber ich habe das Schlafen für mich entdeckt. So sieben bis acht Stunden sind ganz nett (lacht). Die Stunden, die nicht mehr fürs Training investiert werden, verlieren sich im Alltag. An den freien Wochenenden, ohne als Spieler oder Schiedsrichter unterwegs sein zu müssen, bin ich jetzt natürlich flexibler.

Haben andere Sportarten je eine Rolle bei dir gespielt?

So wie jeder kleine Junge habe ich mal Fußball gespielt und auch eine Zeit lang Tischtennis. Aber das war nicht lange. Ich gehe wirklich gerne laufen, was auch ein Vorteil für den Floorball ist. Mein persönliches Ziel ist es für dieses Jahr, einen Halbmarathon zu laufen.

Das heißt, dass du auf dem Feld rennen kannst, so viel du willst?

Die Ausdauer funktioniert, Konditionsprobleme habe ich nicht. Es ist eher die Schnelligkeit, die mir fehlt (lacht).

Du bist ein echtes Eiche-Urgestein – wie und wann begann deine Liebe zum Lochball?

Bei den ersten Herren bin ich seit der Saison 2008/2009, damals war ich 15 Jahre alt. Vorher habe ich bereits vier Jahre bei Eiche gespielt. Mit 11 hat mich ein Freund zum Floorball-Training genommen und da hat es mich gepackt.

Du hast die Aufs und Abs mit Eiche miterlebt. Was war denn dein schönster Moment?

Das kann ich nicht auf einen Moment reduzieren. Es gab viele Spiele, die in besonderer Erinnerung bleiben. Zum Beispiel im Pokal gegen Löwen Leipzig, wo wir als absoluter Underdog in der Verlängerung gewonnen haben. Alle sind aufs Feld gestürmt und die rappelvolle Halle ist ausgerastet.

Im Großen und Ganzen ist es einfach das gemeinsame Sport machen. Es sind so viele Freundschaften dadurch entstanden. Dazu gehört auch das gemeinsame Absteigen. Früher war ich derjenige der getröstet wurde, heute tröste ich die jüngeren.

Und woran erinnerst du dich nicht so gerne zurück?

Allgemein nerven mich Niederlagen gegen Schriesheim. Gegen die zu spielen, vor allem in deren Halle mit dem ganz besonderen „Boden“, ist immer sehr unangenehm. Und natürlich die beiden Abstiege aus der 1. Bundesliga, insbesondere der erste. Das hat schon weh getan, als wir gegen Bonn in der Relegation verloren haben. Bonn ist das erste Mal aufgestiegen, wir mussten das erste Mal runter.

Beim zweiten Mal war es eine klare Sache. Ihr konntet nur zwei Spiele in der Hauptrunde gewinnen.

Wenn der Saisonverlauf so deutlich ist, macht man sich seine Gedanken. Aber man muss dann auch realistisch sein: Wir machen das alles in unserer Freizeit. Das ist unser Hobby. Das darf man nicht vergessen.  

Du bist seit 2016 Kapitän und hast dadurch eine besondere Rolle und eine besondere Verantwortung – wie gehst du damit um?

Ich versuche, vorweg zu gehen, die Mannschaft zu führen. Das heißt, alle Mitglieder des Teams zusammenzuhalten, gemeinsam die Dinge anzugehen. Und auch Organisatorisches, wie das Aufwärmen und die Ansprachen bei Spielen. Alle gemeinsam sind wir ein Team. Ich erwarte vom Team häufig Einsatz, und um diese Erwartung stellen zu können, muss ich diesen auch selber zeigen. Deshalb will ich mit meinem Verhalten, zum Beispiel in der Kommunikation mit dem Schiedsrichter, ein Vorbild sein. Damit auch die Mitspieler davon lernen, wie das sein sollte. Ich will meine Erfahrung nutzen, allen Spielern weiterzuhelfen.

Zeit für Selbstkritik: Was kannst du noch verbessern?

Ich möchte meine Physis auf ein höheres Level heben. Spielerisch bin ich leider nicht torgefährlicher geworden in der Vergangenheit, daran kann ich noch arbeiten.

Als Kapitän: Ich kann mit noch mehr Einsatz und Power in den Trainings voran gehen, damit das Training noch effektiver wird. Nach einem harten Arbeitstag fällt mir es manchmal schwer, mit 100 Prozent dabei zu sein. Da gibt es noch Potenzial nach oben.



Das Gespräch führte Philipp Johannßen.

Philipp Johannßen, Jahrgang 1989, kam 2010 zum TV Eiche Horn und spielte dort erstmals im Verein Floorball. Bis 2014 spielte er bei der zweiten Mannschaft im Kleinfeld und im Großfeld. Anschließend verließ er berufsbedingt die Stadt, aktuell wohnt er in Mannheim, wo er auch seine neue Floorball-Heimat gefunden hat. Er arbeitet als Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und hat sich bereiterklärt monatlich ein Interview mit einem Mitglied unserer Abteilung zu machen.